Selbstmitgefühl statt Selbstkritik führt zu einem besseren Verhältnis zu sich selbst
Der Feind in meinem Kopf
Heute illustriere ich euch, was in meinem Kopf vorgeht, wenn ich einmal auf die selbstkritische und das andere Mal auf die selbstmitfühlende Stimme in meinem Kopf höre. Die Situation ist dieselbe: ich wurde zurückgewiesen.
Selbstkritiker: Na, so wie du aussiehst, ist es doch kein Wunder, dass dich keiner will.
Ich: Aber vielleicht geht es nicht nur ums Aussehen.
Selbstkritiker: Naja, was anderes hast du ja auch nicht gerade zu bieten.
Ich: Aber ich bin doch ein echt umgänglicher und freundlicher Mensch.
Selbstkritiker: Das mag vielleicht irgendwo stimmen, aber das reicht nicht, um für jemanden attraktiv zu sein. Du solltest lieber mal dein Leben auf die Kette kriegen. Mehr Sport machen. Die Wohnung sieht auch zum Fürchten aus. Außerdem hast du es auf der Karriereleiter auch noch nicht weit gebracht. Und du bist 33. Meinst du ehrlich, du wirst in diesem Leben noch mal eine Familie haben? Ich glaube eher nicht. Schau dir die anderen an. Die haben alles, was du auch willst. Das ist doch kein Zufall. Das liegt an dir ganz allein, weil du eine Versagerin bist. Und deswegen will dich keiner. Da schließt sich der Kreis.
Wie fühle ich mich nach dem Dialog? Furchtbar. Niedergeschlagen, traurig, hoffnungslos, einsam. Wie gehe ich damit um? Ich ziehe mich zurück, rede mit niemandem und esse. Ich esse natürlich nichts Gesundes, sondern eher etwas Richtung Schokolade und vielleicht gönne ich mir auch eine Pizza oder Chips, da bei mir eh Hopfen und Malz verloren sind und ich mich irgendwie trösten muss.
Selbstmitfühlender Anteil: Oh man, das ist jetzt echt hart für dich und ganz schön schade. Du hast dir Hoffnungen gemacht und dich verletzlich gezeigt und wurdest dann zurückgewiesen. Das tut weh und ist echt nicht schön.
Ich: Ja, das stimmt. Es macht mich echt traurig.
Selbstmitfühlender Anteil: Ja, na klar. Das ist auch ganz normal. Jeder würde so empfinden an deiner Stelle. Du bist nicht die Einzige, der so etwas passiert. Alle erleben mal Enttäuschung und Zurückweisung. Es ist nichts komisch mit dir. Was würde dir gerade gut tun?
Ich: Ich weiß nicht genau. Ich glaube, irgendetwas, das mich aufmuntert, wäre schön. Vielleicht könnte ich auch mit einer Freundin reden und mich ein bisschen aufbauen lassen.
Selbstmitfühlender Teil: Das ist eine gute Idee. Du darfst dir jetzt helfen lassen. Und lass dir noch gesagt sein: alles ist in Ordnung mit dir und irgendwann wirst du jemanden treffen, mit dem es ganz anders laufen wird. Bis dahin machst du dir deine Zeit so schön wie möglich und entspannst dich. Alles ist okay so wie es ist.
Ich: Puh, ja, im Grunde geht es mir ja auch ganz gut so alleine. Ich brauche ja nicht unbedingt jemanden. Aber zurückgewiesen werden ist schon einfach doof.
Selbstmitfühlender Teil: Ja, na klar. Das ist keine schöne Erfahrung. Dann ruf jetzt mal jemanden an und vielleicht magst du auch noch einen Tee dazu trinken.
Ich: Das mache ich.
Wie fühle ich mich nach diesem Dialog? Ruhiger, immer noch etwas verletzt, aber nicht mehr so aufgewühlt. Ich kann mir die Hilfe holen, die ich brauche, nämlich menschliche Verbindung und Nähe. Ich fühle mich zwar etwas geknickt, aber hoffnungsvoller und nicht allein, da jedem Menschen so etwas mal passiert.
Glaubst du immer noch, dass Selbstkritik dich weiter bringt als Selbstmitgefühl?
Wenn du noch mehr zum Thema hören möchtest, schau mal in mein Youtube-Video dazu: